Hilfsprojekte Tansania

Hilfsprojekte Tansania

Erfahrungsberichte zu Hilfsprojekten in Tansania

Du möchtest wissen, welche Erfahrungen andere Freiwilligenarbeits-Teilnehmer in Tansania gemacht haben? Hier findest du eine Auswahl aktueller Berichte über Erfahrungen und Erlebnisse. Und natürlich freuen wir uns, nach deinem Aufenthalt als Volontär in Tansania hier auch deinen Erfahrungsbericht zu veröffentlichen!

Vanessa engagiert sich in Tansania

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Alter: 19
Reiseziel: Tansania
Heimatort: Solingen
02.Juli 2012: Ein halbes Jahr lang hatte ich auf diesen Tag gewartet. Meine Eltern standen kurz vor einem Nervenzusammenbruch als ich ihnen letzten Winter von meiner Idee nach dem Abitur für einige Zeit nach Afrika zu gehen erzählte. Für sie spielte es kaum eine Rolle in welches Land ich nun genau reiste, die Tatsache, dass dieser Kontinent Afrika sein würde genügte schon.

Obwohl ich mir in jedem Moment sicher war, dass dies die richtige Entscheidung war, war dieser Morgen irgendwie anders. Ich konnte vor Nervosität weder essen noch trinken. War dies wirklich die richtige Entscheidung? Was ist wenn ich meine Entscheidung schon nach ein paar Tagen bereue? An die gesundheitlichen Gefahren wollte ich garnicht erst denken - ich setzte mein ganzes Vertrauen in ein paar Impfstoffe und Pillen. Als ich dann das letzte mal meine Mutter in die Arme schloss und mich auf den Weg zum Gate machte musste ich schon einige Tränen verdrängen. Für meine Eltern war meine Reise eine riesen Hürde, die erstmal überwunden werden musste.

Doch als ich nach einem kurzen Stopover in Mombasa und 13 Stunden Flug insgesamt endlich Sansibar betrat lautete meine erste Nachricht an Mama: Ich lebe! Sitze im Taxi auf dem Weg zum Camp. Gefühlte 40 Grad und alles hat super geklappt. Macht euch keine Sorgen :*

Im Camp hieß es dann erstmal: Karibu Sansibar! Der Empfang war herzlich und alle waren interessiert viel über mich zu erfahren. Es gab 6 Bungalows mit jeweils 3 Betten. Meine Mitbewohner kamen aus den United States und aus Venezuela. Außerdem hatten wir Engländer, Australier, Spanier, Brasilianer und sogar noch eine Deutsche im Camp. Ich fand es schon allein interessant so viele Menschen aus den verschiedensten Ländern kennen zu lernen aber das sollte nicht meine einzige Erfahrung bleiben.

Am ersten Tag nach meiner Ankunft durfte ich die andern schon in den Kidsclub begleiten. Kidsclub war eine unserer wöchentlichen Projekte die wir in Jambiani machen durften. Wir schnappten uns Springseile, Fußbälle oder Malbücher und Stifte und trafen uns an einem zentralen Ort im Dorf und spielten mit den Kindern. Kidsclub war definitiv eine meiner Lieblingsaktivitäten während meiner Zeit in Jambiani. Die Kinder sind extrem offen und grüßten mich schon von weitem mit: Jambo Teacher! Ich habe sie auch sofort ins Herz geschlossen und es war immer schwer nach dem Kidsclub wieder ins Camp zu gehen. Die Kinder folgten uns bis vor die Tür und manche weinten sogar einige Tränen.

Unser Tagesablauf war sehr gut organisiert und es wurde nie langweilig. Von Montag bis Freitag unterrichteten wir erst in einer Schule für Erwachsene und danach in einer Vorschule. Die Schule für Erwachsene bestand aus 4 Klassen in denen die Schüler auf verschiedene Bereiche im Tourismus vorbereitet werden. Unsere Aufgabe war es Englisch zu unterrichten. Meine Klasse war die erste Klasse und somit das "low level". Auf meinem Lehrplan standen Einführungen für grundlegende Unterhaltungen, also nicht sehr schwierig. Meine Klasse bestand aus etwa 15 Schülern (doch nie waren alle anwesend) wobei der jüngste Schüler 16 und der Älteste 31 war. Anfangs hatte ich ein wenig Angst davor alleine vor einer solch großen Klasse zu stehen aber der Unterricht macht nach einiger Zeit wirklich Spaß. Die Schüler behandelten mich mit einem riesen Respekt und es war ein deutlicher Lernwille spürbar. Oft spielten wir Spiele wie Hangman oder sie unterrichteten mich in Swahili nach dem Unterricht.

Um 10.15 fuhren wir dann weiter zur Nursery School wo wir dann 90 Minuten unterrichten durften. Natürlich war es super anstrengend eine Rasselbande von 20 Kindern zu bändigen die noch nichteinmal einfache Kommandos auf Englisch verstehen. Hierfür waren unsere morgendlichen Swahili-lessons dann auch sehr nützlich. Die local teacher an diesen Schulen waren streng und unterstützten uns in dem sie sich mit in die Klasse setzten, dies sorgte bei den Kleinen schon für mehr Respekt. Außerdem war ich eigentlich nie allein in der Nursery School weil wir zu diesem Zeitpunkt genug Volontäre hatten sodass wir immer zu zweit unterrichten durften. Auf dem Lehrplan stand das Alphabet, wilde Tiere, Farmtiere, Insekten oder aber auch Mathematik. Einmal in der Woche sollten wir mit den Kindern basteln aber es blieb uns überlassen zu welchem Thema und ob wir zeichnen, ausmalen oder kleben. Die Planung für die nächste Woche machten wir immer Donnerstags und Freitags, damit es in den Stunden kein Chaos gibt. Zum Thema Insekten bastelten wir zum Beispiel Schmetterlinge aus bunter Pappe die die Kinder dann bemalen durften oder mit Glitzer bekleben konnten.

Am letzten Schultag vor Ramadan machten wir eine Art Sportsday an dem wir mit den Kindern Sackhüpfen und Tauziehen machten. Am Ende bekamen sie sogar kleine Geschenke von uns. Es ist kaum zu beschreiben wie sehr sich die Kinder über Kleinigkeiten wie Stifte oder Armbänder freuen.

Zum Lunch fuhren wir dann wieder mit den Fahhrädern nach Hause. Auf dem Weg durchs Dorf wurden wir freundlich von überall gegrüßt: Jambo, Jambo, Jambo! Swahili ist nicht schwer und durch die aufgeschlossenen Menschen im Dorf lernt man grundlegende Begriffe recht schnell. Begrüßungen gehen hier über: Hallo bis: wie war dein Tag? und natürlich: wilkommen in Jambiani. Solch eine Begrüßung dauert dann schonmal fünf Minuten, aber diese Zeit nimmt man sich in Jambiani gerne. Hier gibt es keinen Stress oder Zeitdruck, hier lebt man frei nach dem Motto: Hakuna matata - No worries.

Als ich noch in Deutschland war hatte ich fest damit gerechnet ein paar Kilo in Afrika abzunehmen. "Es gibt bestimmt nur Reis und Bohnen" - Oooooh nein! Das Essen war wirklich extrem gut und ich habe so viel gegessen wie noch nie. Es gab schon morgens Omelet in den verschiedensten Formen (spanish, cheese, scrambled...) und frische Früchte. Mittags und Abends gab es manchmal Pasta, Pizza, Kartoffeln, Veggieburger, Pommes, Chapati, Salat, Gemüse, und ja, es gab auch Reis und Bohnen, aber wer hätte gedacht, dass Reis und Bohnen mit Octopus und Chapati so lecker schmecken? Ich jedenfalls habe es geliebt!

Einmal in der Woche wurde das ganze Camp eingeladen in einem local house zu essen. Die Lehrer der Vorschulen wechselten sich Mittwochs ab für uns zu kochen, für uns der beste Tag der Woche. Wir quetschten uns zu vierzehnt in eine kleine Hütte, saßen auf dem Boden und aßen mit den Fingern. Es ist kaum zu beschreiben wie viel Mühe sich die Lehrerinnen mit dem Essen machten. Es gab immer reichlich und von allem etwas.

Am Wochenende hatten wir immer Freizeit, diese nutzten wir erst einmal für Touren wie die Spice-Tour, Dolphin-Tour oder die Tour über den Slavery-market in Stone Town. Es gibt also echt viel zu erleben und Langeweile wurde für mich ein Fremdwort. Wenn wir erschöpft von den Touren zurück kamen relaxten wir im Coral Rock Hotel das etwa 10 Minuten vom Camp entfernt war. Hier waren wir immer willkommen und durften das kostenlose W-Lan sowie den Pool nutzen. Als dankeschön kauften wir natürlich immer einen Drink. So wurden die Sonntagnachmittage eigentlich immer zum Wellness-Urlaub mit Schokomilchshake am Infinity-Pool.

Überhaupt waren wir immer und überall willkommen und wurden nur selten als "Touristen" abgestempelt sondern man erkannte uns schon von weitem als Volontäre. Dass die Menschen uns hier dankbar waren für das was wir ihnen beibringen durften war deutlich spürbar. Ich fand es auch erstaunlich wie viele Menschen sich schon nach ein paar Tagen an mich erinnerten und mich schon mit meinem Namen begrüßten, oder sogar versuchten mich auf Deutsch anzusprechen.

Jetzt bin ich schon wieder seit einer Woche zu Hause und der Alltag holt mich wieder ein. Dennoch kriege ich immer wieder Fernweh wenn ich die Fotos und Videos sehe. Auch wenn es nur 3 Wochen waren hat mich diese Zeit in Jambiani doch geprägt. Ich haben den Menschen dort nicht nur etwas von meinem Wissen geteilt, sondern habe mindestens doppelt so viel von ihnen gelernt und diese Erfahrungen bleiben für den Rest meines Lebens. „Der Gewinn eines langen Aufenthaltes außerhalb unseres Landes liegt vielleicht weniger in dem, was wir über fremde Länder erfahren, sondern in dem, was wir dabei über uns selbst lernen.“ Damit hatte der französische Schriftsteller Roger Peyrefitte auch nicht ganz unrecht.

Tobias Zeit als Volontär in Tansania

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Alter: 24
Reiseziel: Tansania
Heimatort: Mels
Nach dem Morgenessen fragte mich Becky, die provisorische Camp-Leiterin, ob ich bereit sei, um jetzt schon meinen Alltag anzuschauen. Meine Antwort war selbstverständlich ein deutliches, neugieriges JA. Sogleich wurde mir ein Velo zugeteilt, denn das Hauptfortbewegungsmittel auf der ganzen Insel ist das Velo oder man geht zu Fuss. Mit dem Velo fuhren wir dann am Strand entlang zur JTTI (Jambiani Tourismus Training Institute).

Meine Reise beginnt in Zürich Kloten.

Nach dem Abschied von meinen Eltern, meiner Schwester und ihrem Freund, stieg ich dann in den Cityhopper der KLM ein, um nach Amsterdam zu fliegen. Als wir 90 Minuten später in Amsterdam ankamen, sah ich auf der Abflugtafel, dass mein Anschlussflug schon Boarding time hatte. Deshalb musste ich von Gate B nach Gate F rennen und als ich eincheckte und im Flugzeug sass flogen wir auch schon ab; wie sich später herausstellte, war dies einer der letzten startenden Flüge wegen der Aschewolke.

Da sass ich nun in einem Air Kenya Flugzeug, auf der Reise nach Nairobi, neben mir eine etwas festere schwarze Person, die mich jeweils auch zudeckte, wenn sie die Decke hochzog, irgendwie niedlich jedoch in dem Moment sehr störend. Als wir dann nach zirka 9 Stunden in Nairobi landeten, musste ich mehr als 6 Stunden auf dem Flughafen ausharren. Dies gelang mir auch mit zirka 5 km Marsch, diversen Besuchen in den Lounges, mehrfachen Fragens, ob mein Gate für den Anschlussflug nun bekannt sei und einigen Nickerchen. Als ich dann eincheckte und in der Wartehalle sass, wurde mir plötzlich mulmig, denn es sassen zirka 100 Leute da und warteten. Ich wusste jedoch von meiner Sitzplatzwahl in Zürich, dass es nur 14 Reihen hat in meinem Flugzeug. Wie sich jedoch herausstellte, flog eine andere Maschine vom gleichen Gate aus nach Marokko.

Mein nächstes Flugzeug war dann eine Propellermaschine, die mich von Nairobi nach Sansibar brachte. Kaum in der Luft nickte ich dann auch 2-3 mal ein, dies war halb so schlimm, denn Tansania war von Wolken bedeckt, ausser der Kilimanjaro natürlich nicht, und somit verpasste ich nichts. Kaum gelandet begann dann das nächste Abenteuer, denn die Auscheckhalle war zugleich Passbüro, Change-büro, Gepäckausgabe und Duty-free-Zone. In diesem Raum musste man auch das Visa beantragen, etwas speziell, wenn fünf Zollbeamte durcheinander reden und man versteht kein Wort. Schlussendlich bekam ich dann aber das Visum ohne weitere Probleme. Jedoch ging es weiter mit der fremden Mentalität: Am Ausgang standen zirka 10 Personen und alle sprachen mich an, ob sie mich zum Hotel fahren können. Ich wusste aber, oder hoffte, dass ein Taxifahrer von African-Impact warten sollte, den ich nach 10 abgeblockten, jedoch nicht locker lassenden Taxifahrern, dann fand. Er sagte mir, dass wir noch nach Stone-Town fahren müssen, um zwei andere Volontärs abzuholen. Nun gut dies machten wir dann auch sogleich. In Stone-Town bestiegen dann Rick und Linda das Taxi, danach mussten wir zirka 60 Minuten fahren. Die Fahrt führte zwischen Menschenmengen, Märkten und Urwald Richtung Jambiani. Als wir dann in die Nähe von Jambiani kamen, bog der Taxifahrer plötzlich links ab in eine für uns als Feldweg geltende Strasse. Wie sich jedoch herausstellte, war dies die Hauptanschlussstrasse nach Jambiani. Nach einer holprigen Fahrt auf dem „Feldweg“ hielt er plötzlich vor einem unscheinbaren Eingang an und sagte sogleich: „here we are“. Kaum ausgestiegen und durch den Eingang in das Camp gegangen kamen da auch schon ein paar andere Volontäre, um uns zu begrüssen und mit Fragen zu durchlöchern. Nach dieser Fragerunde kam dann auch schon Abdulla alias Dulla, der Pate des Camps, um uns die Zimmer zuzuweisen. Das Camp hat anfangs 2010 gezügelt und ist nun in einem „alten“ Hotel, somit hat es mehrere Mehrbettzimmer. Ich hatte die ersten 2 Wochen ein 3-er Zimmer für mich allein, dies war aber auch der einzige Luxus, denn das Zimmer verfügt über keinen Luxus, wie gesagt 3 Betten mit Moskitonetz und ein Badezimmer. Nun nach dem Abendessen hiess es dann für mich auch schon bald ins Bett zu gehen, denn ich war brutal müde. Nach einer, zum Glück, durchschlafenen Nacht, stand ich zirka um 8 Uhr auf. Die anderen Volontäre sassen auch schon beim Morgenessen, wo ich mich dann dazusetzte. Zu Beginn gab es bei allen Essen zuerst Früchte, seien das Melonen, Mango, Orangen, Ananas, Bananen oder Äpfel. Danach konnte man am morgen jeweils wünschen: ich nahm meistens Toaste mit Ananaskonfitüre. Nach dem Mahl mussten wir die Teller selbst abwaschen und zwar mit Hilfe von zwei grösseren Schüsseln, eine mit Seifenwasser und die andere mit sauberem Wasser, um zu spülen.

Becky zeigte mir die wichtigsten Sachen und ich konnte bei jeder Klasse mal reinschnuppern, um zu sehen, was sie so lernen. Die fünf Klassen sind übrigens nicht in Schulzimmern, sondern auf der Terrasse auf dem Boden. Zur Hilfe hat es drei Whiteboards. Die Lektionen an der JTTI dauerten 90 Minuten; nach dieser Zeit holte mich Becky und wir fuhren zur Alabamah Nursery School, einer Grundschule ganz in der Nähe der JTTI. Dort brachte Dulla den 4-6 jährigen Schülern das Englisch bei. Ich sass in die Klasse, um zu sehen, wie das Schule geben so vor sich geht, auch hier wird wieder auf dem Boden unterrichtet, dies dauerte nicht lange und schon war ich von zirka 10 Schülern umgeben, die „Teacher“ riefen und ich musst sogleich helfen.

Die armen Kinder müssen Swahili, Englisch und Arabisch lernen. Was am meisten Mühe bereitet ist, dass die Arabische Schrift rechts beginnt und die Kinder somit im Englischen auch rechts beginnen wollen. Nach dieser spannenden Stunde gingen wir zu unseren Velos und dort warteten auch schon zahlreiche Kinder, die mit unseren Mountainbikes mitfahren wollten. Dulla nahm sogleich 2 vorne auf die Stossstange, ich begann mit einem Kind. Wir fuhren durch das Dorf über die Steinstrasse und hatten die grösste Mühe, den Schlaglöchern und grossen Steinen auszuweichen, dem Kind auf der Stossstange zuliebe.

Im Camp angekommen wartete auch Becky schon auf mich, um mich zu fragen, wie die Schulstunde gelaufen ist. Ich wusste natürlich viel zu berichten und somit gab es dann auch schon bald Mittagessen. Danach hatten wir dann etwas Zeit für uns, um auf den Sonnenbänken zu liegen, ins Meer schwimmen zu gehen, das übrigens bei Flut nur zirka drei Meter vom Camp entfernt ist, oder zu tun, auf was man gerade Lust hat. Um zirka 15 Uhr ging es dann weiter mit Beach Cleaning, zur Hilfe kamen die Dulla Boys, ein regionaler Fussballclub, mit ihnen sammelten wir Glasscherben, Schuhe, usw., halt allen Müll, den der indische Ozean anschwemmt oder den die Einheimischen ins Meer werfen.

Nach dieser kräftezehrenden Arbeit hatten wir dann Feierabend, jeder ging seinen Interessen nach, aber spätestens zum Abendessen traf man dann wieder alle Kollegen. Nach dem Abendessen hatten wir auch wieder Freizeit, leider war es dann meistens auch schon dunkel, aber der Mond und die Sterne scheinen viel heller als in unseren Breitengraden, ausserdem sieht man einen weissen Schleier am Himmel, wie sich herausstellte war dies die Milchstrasse. In dieser Freizeit gingen Rick und ich ins nahe gelegene Internetcafe und später noch kurz ins Coral Rock um uns einen Drink zu gönnen. Das Coral Rock ist ein etwas spezielles Hotel, bei Flut sitzt man praktisch direkt am Wasser, ausserdem ist das Gebäude nur mit Holz und Kokosschnur gebaut und hält anscheinend schon seit Jahren. Als wir dann nach dem Coral Rock nach Hause gingen, konnten wir dem Strand entlang laufen und während dem Laufen sah man tausende Krebse, die wegrannten und in den Wellen verschwanden.

Am nächsten Tag gab es wieder um 8 Uhr das Morgenessen und danach fuhren wir wieder gemeinsam zur JTTI mit dem Velo. Dort angekommen fragte mich Becky ob es für mich in Ordnung sei, wenn ich Jessy helfen würde, natürlich willigte ich sofort ein und auch diese Stunde mit Jessy war dann ein voller Erfolg. Ich half dann die nächsten zwei Wochen Jessy, wir nahmen in dieser Zeit die Grammatik und die Zeit durch, es war sehr interessant mit den ganz verschiedenen Schülern zusammen zu arbeiten.

Ein Schüler war Mr. Cholo, er war Touristenführer, Barack, er war ein Fischerjunge, usw. Nach der JTTI fuhren Becky, Floor, Holly, Jessy und ich zur Kikadini-Grundschule, dort hatten wir zwei Klassen zu unterrichten. An diesem Tag unterrichteten Rick, Jessy und ich die Seniorklasse, die Schüler waren zwischen 5 und 7 Jahre alt, der Niedlichkeits-Effekt war gewährleistet. Wir nahmen die „Hand“ durch, also sprechen wir mit Hilfe von Zeichnungen Daumen, Finger, Hand zu den Schülern und sie sprachen es uns nach. Die ganzen Lektionen waren eher spielerisch aufgebaut. In der Kikadini-Schule war ich dann für die ganzen 4 Wochen der Lehrer für die Seniorklasse, wir nahmen unter anderem die Zahlen durch und begannen mit einfachen Rechnungen.

Am Donnerstag bastelten wir jeweils etwas, z.B. eine Armkette oder eine Hand aus Filz usw. und am Freitag war jeweils Sport-Tag. Rick und Linda hatten einen Paracute mitgebracht. Ein Paracute ist nichts weiter als ein buntes, riesengrosses Tuch, das man auf und ab bewegt, ein riesiger Spassfaktor für die Kinder. Nach dieser Schullektion an der Kikadini, die durchaus als anstrengend gelten darf, gingen wir dann zurück ins Camp. Dort verbrachte wir die Zeit bis zum Mittagessen mit dem Austausch unserer Erfahrungen von diesem Morgen.

Wir hatten dann den ganzen Nachmittag frei, ja was heisst frei. Ich war nur kurz am Strand um zu sehen wie warm das Wasser war und schon waren da 10 Kinder um mich herum und wollten spielen, was ich dann auch zwei Stunden lang tat, das ging von an den Beinen heben über Kitzeln bis Sandburgen bauen. Das war denn auch meine grösste Freizeitbeschäftigung, das spielen mit Kindern. Kurz vor dem Abendessen tauchte dann Dulla auf und wir hatten eine halbstündige Swahili-Lektion, wie sich später herausstellte hatten wir zweimal die Woche eine halbe Stunde Swahili. Nach dem Abendessen sass man dann noch gemütlich beieinander und redete, bis man dann zirka um 21.30 Uhr geschafft ins Bett ging.

Am nächsten Morgen in der JTTI wurde ich geradewegs abgefangen von Mama Pat, der Chefin der JTTI, und Becky, sie fragten mich, ob ich irgendwelche Fremdsprachen könne. Ich zögerte, denn ich kannte ihre Absichten, sagte dann aber Deutsch und in diesem Augenblick war die Deutschlektion an der JTTI geboren, die ab der 2. Woche jeweils am Dienstag und Donnerstag stattfinden sollten und taten. So vergingen die Tage wie im Flug und schon war Wochenende. An diesem Wochenende hatten wir Josani-Forest und Schnorcheln vor, am Samstag gingen wir in den Josani-Forest mit Mr. Cholo, in diesem Regenwald leben noch freilebende Affen, Ducker und krokodilähnliche Tiere. Ausserdem gibt es einen Mangroven-Waldsteg. Zu unserem Leid spielte das Wetter nicht ganz mit, das Gute daran war, dass sich die Affen nicht allzu wild bewegten.

Am Abend dann gingen wir alle ins Coral-Rock um eine kleine Multikulturelle Party zu feiern. Nach einer kurzen Nacht gingen wir dann am Sonntagmorgen schnorcheln, wir fuhren traditionell mit einem Dhow hinaus, ein Dhow ist ein Art Katamaran, einfach aus Holz und Schnur gefertigt, bis zur Nähe der Klippen und dort konnten wir dann in Ruhe schnorcheln. Dort im Riff sah man diverse bunte Fische und ich begegnete einem Kugelfisch, der mir etwas Angst einjagte aber friedlich davon schwamm. Dann begann auch schon meine Woche 2: In den Schulen änderte sich nicht gross etwas, an der JTTI half ich die ganze Woche Jessy, in der Kikadini unterrichteten Rick, Becky und ich die Senior-Klasse und an den Nachmittagen räumten wir den Strand auf, pflanzten Bäume oder ich unterrichtete am Dienstag und Donnerstag Deutsch an der JTTI.

In dieser Woche half mir Irene mit der Planung und Ausführung der Deutschlektionen, ausserdem kamen die Dulla-Boys und die Kikadini-Lehrer zu uns ins Camp um Englisch zu lernen. Am Dienstag nach der Deutschlektion, als ich gemütlich im Camp sass, rief mir Marco Polo, ein Einheimischer, ich solle doch zu ihm kommen. Etwas zögernd ging ich dann mit und wurde mit einer frischen Grapefruit, frischen Kokosnuss, frischen Orangen usw. belohnt. Nach diesem erfrischenden Mahl lud er mich zu sich nach Hause ein und zeigte mir seine eigenen Vier Wände: Ein für unsere Verhältnisse sehr einfach eingerichtetes Haus, ausserdem keinen Strom und bei langem Regen undichtes Dach.

Am Mittwochabend gingen wir dann in ein lokales Restaurant zum Abendessen, dies machten wir jede Woche einmal, um unseren Köchen auch einen freien Abend zu gönnen, denn sie haben 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche, zirka 12 Stunden am Tag zu tun für uns. Am Wochenende, nach einer anstrengenden Woche, gingen wir am Samstag nach Stone-Town. Stone-Town ist die Hauptstadt von Sansibar, jedoch etwas quirlig und chaotisch, jedoch wenn man dann an der Marktstrasse angekommen ist, ist es wunderschön. Wir bummelten uns durch, besuchten das Landes-Museum und gingen in ein lokales Cafe um Mittag zu essen. Nach dieser Shoppingtour fuhren wir mit dem Dalla-Dalla, der Ortsbus, bestehend aus einem Ladedeck hinten, das zirka drei Meter lang ist und gedeckt und am Rand hat es Bänke um drauf zu sitzen und wenn diese voll sind, dann stehen so zirka 5 Personen hinten auf einem Brett über der Strasse und dies bei manchmal 90km/h, auf jeden Fall eine sehr spannende Erfahrung.

Als wir dann wieder heil im Camp ankamen, gingen wir dann wieder alle für einen Drink ins Coral Rock, jedoch nicht allzu lange, denn am Sonntagmorgen um 6 Uhr wurden wir auch schon wieder abgeholt von Mr. Cholo. Dieses Mal gingen wir mit Delfinen schwimmen, und zwar mussten wir zirka 30 Minuten mit dem Auto Richtung Süden fahren. Dort stiegen wir um in ein Boot und fuhren dann in den Indischen Ozean hinaus. Der Junge, der mit an Bord war, war der Delfin-Sucher. Kaum hatte er mit dem Finger in eine Richtung gezeigt, tauchten dort auch schon Delfine auf. Wir sprangen dann ins Wasser und sahen die wunderbaren Tiere von ganz nahe. Leider waren sie nicht in der Stimmung, uns zu berühren. Jedoch als die Delfine weg waren und ich nach unten in die Tiefen des Indischen Ozeans schaute, sah ich kleine blaue Lichter. Keine Ahnung, was das war, und zwei Quallen tauchten da aus der Tiefe auf, da ergriff ich die Flucht zurück aufs Boot. Nach diesem spannenden Trip brauchten wir den ganzen Sonntag, um zu relaxen. Und schon brach die Woche drei an: In dieser Woche kamen fünf neue Volontäre und zwei verliessen uns. Dazu kam Toni, die eigentliche Camp-Leiterin, aus ihren „Ferien in England“ zurück und mit ihr veränderte sich so einiges. Ich wurde in der JTTI der Lehrer der Advance-Group der Chef der Lehrer, in der Kikadini und allgemein glaube ich, dass sie mich gemocht haben. In dieser Woche war ich ausserdem alleine im Deutsch-Unterricht und in der Sportlektion der Kikadini-Schule hatten wir Volontärs einen harten Job, denn wir schleuderten jedes Kind einzeln in die Lüfte mit Hilfe vom Paracute, das heisst, es waren 60 Kinder, die in die Luft wollten.

Nach dieser Aktion hatten alle Blatern an den Händen, aber es hat grundsätzlich Spass gemacht. In dieser Woche habe ich ausserdem zwei Massais das Schwimmen beigebracht und einem anderen Einheimischen auch, der mir im Gegenzug den Salto beigebracht hat. Dazu hatte ich eine andere Quelle, um Deutsch zu sprechen, denn der Einheimische, dem ich das Schwimmen beibrachte, verbrachte viel Zeit mit zwei deutschen Mädels und für mich war das natürlich schön, ab und zu deutsch zu sprechen. Mein Englisch ist immer noch nicht das Beste und ich konnte und kann mich immer noch am besten in Deutsch verständigen, Und somit war das eine schöne Abwechslung. So verging die Woche auch wie im Flug und schon war es da, das letzte ganze Wochenende. Dies nahm ich ziemlich gemütlich, das heisst, wir machten keine grösseren Ausflüge. Langweilig wurde es mir trotzdem nicht, denn wir bauten mit den Kindern eine Sandburg, waren mit den Massais schwimmen, usw. Und so brach leider auch schon die letzte Woche an. In dieser Woche ging es stressig zu und her, denn die Studenten der JTTI hatten Abschlussprüfungen und allgemein sehr wenig Zeit; somit mussten wir die Deutschlektionen am Montag und Mittwoch machen, und am Freitag war dann auch die grosse Abschiedsparty der JTTI-Studenten. Es flossen viele Tränen, denn die meisten hatten schon diverse Jobs in diversen Himmelsrichtungen und für die Studenten, die 2 Jahre miteinander studiert hatten, war das natürlich sehr hart und ich muss zugeben: Die meisten der Studenten kamen ja in meine Deutschlektionen und somit hatten wir auch eine gewisse Beziehung aufgebaut und als wir uns verabschiedeten, flossen Tränen, ich gebe es zu. Und Mamma Pat hat mir unterwürfig gesagt, wir haben immer Platz für dich.

Die letzte Woche ging allgemein am schnellsten vorüber, leider. Und am Donnerstag wurde ich von den Kikadini-Lehrern verabschiedet, sie wollten die ganze Zeit über einmal mit mir schwimmen kommen, fanden aber immer wieder Ausreden. Am Freitag verabschiedete ich mich dann von den anderen JTTI-Schülern und wie gesagt von den Studenten. Am Samstag gingen dann einige der anderen Volontärs nach Stone-Town bis Sonntagabend, somit verabschiedeten wir uns am Samstag. Ausserdem machte ich eine private Spicetour, organisiert von Marco Polo. Wir fuhren mit dem Dalla-Dalla nach Stone Town und von dort nach Bububu. Dort ist eine Gemeinschaft von Gewürzebauern, denn wer es noch nicht weiss, Sansibar ist eine Gewürz-Insel. Ich glaube das war mein grösstes Abenteuer, an meinem letzten Tag alleine mit Marco Polo nach Bububu zu fahren und eine Einzelperson-Tour zu haben, d.h. der Tourguid, sein Helfer und ich, sehr speziell aber eine schöne Erfahrung.

Nach dieser tollen Tour gönnten wir uns dann ein Taxi um nach Hause zu fahren, dies waren immerhin 90 Minuten entfernt und beim Dalla-Dalla konnten die Fahrten bis zu 4 Stunden dauern, je nach dem, wie viele Leute ein und ausstiegen. Zurück im Camp musste ich dann leider auch schon beginnen zu packen, all meine Souvenirs und Andenken raubten so viel Platz, dass ich die meisten Kleider in Sansibar liess, denn die Einheimischen können die Kleider besser brauchen als ich. Nach einer ruhigen Abschiedsparty im Coral-Rock war dann auch schon Sonntag. Floor und ich hatten zum Glück denselben Flug bis nach Amsterdam. Somit konnten wir zusammen zum Flughafen fahren und zusammen durch den Zoll, wo ich für meine Muscheln, die ich rausgeschmuggelt habe, noch fünf Dollar Schmiergeld gezahlt habe, und dann zusammen nach Nairobi fliegen. Dort hatten wir eine Wartezeit von zirka 3 Stunden, wir verbrachten dies aber mit Shoppen und lesen, und dann konnten wir auch schon einchecken, der Retourflug war in einem Doppelstöckigen Jumbo-Jet, Wahnsinn, wie viele Leute in einem Flugzeug Platz finden. Nach einer durchzechten Nacht auf 13000 Metern über Meer, landeten wir dann sicher in Amsterdam, wo sich dann leider unsere Wege trennten. Ich flog sicher mit dem Cityhopper nach Zürich, wo mich meine Eltern auch abholen kamen. Kaum in Zürich gelandet, kam mir der ganze Trip wie ein Traum vor, ausserdem hatte ich einen riesigen Kulturschock, wie hier alles so geordnet sein kann, denn in Sansibar ist es nicht geordnet und es funktioniert trotzdem. Hiermit möchte ich meinen Reisebericht abschliessen und danke allen Personen, die mich unterstützt haben und sich für meine Reise interessiert haben. Ausserdem einen riesigen Dank an die anderen Volontäre, den Reiseveranstalter, an das Reisebüro, all diejenigen, die Naturalspenden gemacht haben und meinen Eltern.

DANKE EUCH ALLEN